Mögliche außergerichtliche Einigung in Prozess zwischen Prinz Harry gegen Boulevardzeitung
Unmittelbar vor dem Beginn eines Prozesses von Prinz Harry gegen britische Boulevardmedien hat sich nach Angaben eines Anwalts der Verlagsgruppe des Unternehmers Rupert Murdoch eine außergerichtliche Einigung abgezeichnet. Die Anwälte beider Seiten hätten in den vergangenen Tagen "sehr intensiv verhandelt" und seien "sehr nah" an einer Einigung, sagte der Anwalt der News Group Newspapers (NGN), Anthony Hudson, am Dienstag vor dem High Court in London.
Die Verhandlungen zwischen beiden Seiten hatten zuvor bereits zu einer Verzögerung des ursprünglich für Dienstagmorgen angesetzten Prozessbeginns geführt. Einen weiteren Antrag auf einen Aufschub lehnte der Vorsitzende Richter Timothy Fancourt jedoch ab. Er erklärte, dass beide Seiten "ausreichend Zeit" für eine außergerichtliche Einigung gehabt hätten.
In dem Verfahren geht es um eine Klage des jüngsten Sohns von König Charles III. gegen die Mediengruppe NGN. Prinz Harry wirft der zu NGN gehörenden Boulevardzeitung "The Sun" und den mittlerweile eingestellten "News of the World" vor, Journalisten und Privatdetektive auf ihn angesetzt zu haben, um mit teilweise illegalen Methoden sein Privatleben auszuspähen. NGN weist die Vorwürfe zurück.
Prinz Harry führte in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Prozessen gegen britische Boulevardmedien und deren Verlage. Der 40-Jährige macht Paparazzi für den Tod seiner Mutter Diana 1997 in Paris verantwortlich. Im vergangenen Jahr gewann der jüngere Sohn von König Charles III. einen langwierigen Rechtsstreit um von Journalisten angezapfte Handys mit dem Medienkonzern Mirror Group Newspapers (MGN).
Die im Mittelpunkt des aktuellen Prozesses stehende Gruppe NGN hatte die "News of the World" 2011 eingestellt und sich für illegale Praktiken zur Informationsbeschaffung entschuldigt. Vorwürfe gegen die "Sun" hatte das Unternehmen dagegen zurückgewiesen. Seither einigte sich NGN mit rund 1300 Klägern und zahlte dabei laut Medienberichten rund eine Million Pfund (rund 1,2 Millionen Euro) an Schadenersatz und Anwaltskosten. Kein einziger Fall landete vor Gericht.
So hatte Schauspielstar Hugh Grant im vergangenen Jahr einer Einigung mit NGN zugestimmt. Nach eigenen Worten hätten ihm Gerichtskosten von bis zu zehn Millionen Pfund gedroht, falls er einen Prozess gegen die Verlagsgruppe gewonnen, aber die vom Gericht festgelegte Entschädigungssumme unter der von NGN angebotenen Zahlung gelegen hätte.
Prinz Harry zeigte bislang kein Interesse an einer außergerichtlichen Einigung. Vergangenen Monat sagte er der "New York Times", sein Ziel sei "Rechenschaft". Der Vorsitzende Richter Fancourt verglich den Streit kürzlich mit einem Grabenkrieg "zwischen zwei unerbittlichen, aber gut ausgestatteten Gegnern".
D.Ryan--IP